In 2018 sind wir nunmehr im zehnten Jahr mit unserem Reef Check Riffmonitoring-Programm, das Red Sea Diving Safari (RSDS) und Reef Check Team Wissenschaftler Stephan Moldzio im Jahr 2009 gestartet haben, um regelmäßige Riffuntersuchungen (Surveys) an den wichtigsten Tauchplätzen von RSDS durchzuführen. In diesem Jahr hatten wir ein volles Programm mit zwei EcoDiver-Kursen, zwei EcoDiver-Trainer-Kursen und fünf volle Surveys in Marsa Egla, Marsa Nakari Nord & Süd, Wadi Lahami „geschützt“ und „exponiert“.
9 neue Reef Check EcoDiver: Katrin Ester, Rainer Hoinka, Jordric Jordà Molina, Abdallah Abdelhamid, Abdelrahman Mohssen, Ahmed Galal, Ayman Nasr, Khaled Mohammed Amin, Mahmoud Saber Ahmed Abdelhafez,
sowie drei neue EcoDiver Trainer: Elke Tinhofer, Gottfried Tinhofer und Dr. Ahmed M. Shawky, wurden erfolgreich zertifiziert.
Herzlichen Glückwunsch an alle und vielen Dank für eure Teilnahme! :-)
Vielen Dank an Red Sea Diving Safari, welche diese Aktivitäten seit 10 Jahren unterstützen. Es ist wirklich keine Selbstverständlichkeit, dass eine Tauchbasis ihr eigenes Langzeit-Riffmonitoringprogramm betreibt und dies zeigt, dass RSDS sich aufrichtig für die Umwelt sorgt. Danke für all die Unterstützung, auch von dem großartigen RSDS-Team! :-) Als Pionier für nachhaltigen Tourismus in Ägypten setzt sich Red Sea Diving Safari seit Jahren für eine umfassende Umweltpolitik ein, fördert umweltschonende Praktiken, unterstützt verschiedene Initiativen, bildet ihre Gäste aus und hat vor kurzem eine große Photovoltaik-Anlage installiert, um die Energieversorgung Schritt für Schritt vollständig auf erneuerbare Energien umzustellen.
Wir starteten in Marsa Shagra, dem nördlichsten und größten Dorf der Red Sea Diving Safari. Das Hausriff ist bekannt für seine rund 300 Fischarten, den hohen Bestand an Großfischen und einige langjährige Bewohner, wie den großen Stierkopf-Zackenbarsch (Epinephelus fuscoguttatus), den Schnapper „Fatima“ (Lutjanus bohar), oder die große „Nord-Riff Riesenmuräne“ (Gymnothorax javanicus), die man bei fast allen Nachttauchgängen treffen kann, wenn sie in den Rissen und Spalten des Riffs nach schlafenden Fischen jagt.
Natürlich besuchten wir auch „Shaab Shagra“, ein beeindruckendes Offshore-Riff, das sich etwa 15 km entfernt vor Marsa Shagra aus mehr als 100 m Tiefe erhebt. Dieser weltberühmte Tauchplatz ist wahrscheinlich besser bekannt als das „Elphinstone Reef“.
Hier tauchten wir zunächst die Ostwand entlang und inspizierten später die reichen Weichkorallengärten auf dem Südplateau in ca. 35m Tiefe. Wir begegneten einer Karettschildkröte (Eretmochelys imbricata) und ein Fuchshai (Alopias vulpinus) zog unter uns vorbei. Am Ende unseres Tauchgangs tauchte nahe der Oberfläche auch ein Weißspitzen-Hochseehai (Carcharhinus longimanus) auf.
Reef Check EcoDiver Kurs und erster Survey bei Marsa Egla
Am Abend vor dem EcoDiver-Kurs gab Stephan eine Präsentation „REEF CHECK: Coral Reef Monitoring Network Worldwide – 10 years of Reef Monitoring at Red Sea Diving Safari”, für alle Gäste. Am nächsten Morgen begann dann der Kurs und in den folgenden drei Tagen arbeiteten wir uns durch die Theorie-Lektionen, in Kombination mit praktischen Übungen und Trainingstauchgängen. Am letzten Tag stand wieder ein Beach-Exercise auf dem Programm, um die Reef Check Methode an Land zu üben, sozusagen als Generalprobe vor dem Survey.
Gottfried und Elke unterstützten den Kurs und übernahmen bestimmte Teile. Es war für sie ihr dritter Reef Check und jetzt, als zertifizierte Reef Check EcoDiver Trainer, können sie ihre eigenen Kurse durchführen, um das Reef Check Programm zu verbreiten.
Am Abend trafen wir uns im Bawadi Bedouin Café, um auf einen ereignisreichen Tag zurückzublicken, Meeresgeschichten zu erzählen, in den Sternenhimmel zu schauen, oder 1 oder 3 oder 5 Gabbana (starker arabischer Kaffee, den man IMMER in ungeraden Zahlen konsumieren sollte!) zu trinken. Und außerdem gibt es hier die weltbeste Shisha…
Am nächsten Tag starteten wir per Speedboat zu unserem ersten Survey in Marsa Egla.
Wie schon in den Jahren 2010 und 2012 haben wir keine großen Fische, sondern nur zwei mittelgroße Zackenbarsche in beiden Tiefenstufen aufgenommen. Stattdessen fanden wir hingegen zahlreiche im Riff verfangene Angelschnüre, wobei wir allerdings vorher schon wussten, dass diese Bucht intensiv befischt wird. Wahrscheinlich liegt das daran, dass es in dieser flachen Marsa kein Hotel gibt und weil diese einen für die Öffentlichkeit unbegrenzten Zugang hat und sehr einfach von der Hauptstraße aus erreichbar ist .
Zwischenstop: Marsa Nakari
Am nächsten Tag zogen wir weiter in den Süden nach Marsa Nakari, um zwei weitere Surveys am dortigen Hausriff durchzuführen. Marsa Nakari ist ein ruhiges und familiäres Camp mit fantastischen vorgelagerten Riffen. Außerdem gibt es ein wirklich schönes Hausriff, besonders die Südseite weist beeindruckende Canyons und Formationen auf.
Wir haben nun zum fünften Mal beide Seiten des Hausriffs untersucht. Die 100-Meter-Transektleinen beginnen jeweils an der Ecke der Bucht und werden dann entlang der exponierten Seite des Saumriffs in Nord- bzw. Südrichtung verlegt.
In Marsa Nakari Nord, nur um ein Beispiel zu nennen, fanden wir 7,5 Mal mehr Zackenbarsche und 9,5 Mal mehr Schnapper als in Marsa Egla, wobei diese „Moment-Aufnahme“ auch die Ergebnisse früherer Untersuchungen der letzten Jahre widerspiegelt.
An unserem einzigen „freien Tag“ in Marsa Nakari nutzten wir die Gelegenheit, um die fabelhaften Riffe von „Habili Ghadeer“ und den kürzlich neu entdeckten Tauchplatz „Om Halhala“ zu betauchen.
Bei Habili Ghadeer stießen wir auf eine Gruppe Spinnerdelfine (Stenella longirostris) von mindestens 45 Individuen (alle in einem Foto).
Eine sehr persönliche Begegnung: Ein Mutterdelfin und ihr Baby, schwammen dicht an dicht sehr nah an uns vorbei. Vermutlich wollte die Mutter ihrem Baby mal diese tollpatschigen, ungeschickten und verrückten Kreaturen mit Masken und künstlichen Flossen zeigen, welche regelmäßig ihren Lebensraum besuchen…
Tipp für (erfolgreiche) Delfin-Begegnungen: Immer ruhig und entspannt bleiben – und sie werden kommen… Hektische Bewegungen oder gar der Versuch ihnen hinterher zu schwimmen sind nur kontraproduktiv. Delfine sind sehr neugierige Tiere und viel viel besser unter Wasser als auch die besten menschlichen Schwimmer oder Freediver. Man sollte einfach versuchen, eine freundliche, positive Ausstrahlung zu haben und den Delfinen den ersten Schritt überlassen, um sich gegenseitig kennenzulernen.
Schönes Detail: in einem 45 Sekunden – Video schwamm das Baby dreimal an die Oberfläche um nach Luft zu schnappen… :-)
Letzte Station: Wadi Lahami
Am selben Abend fuhren wir weiter nach Wadi Lahami, dem südlichsten Dorf der Red Sea Diving Safari. Wadi Lahami liegt südlich des Wadi El Gemal Nationalparks, direkt neben einem großen Mangrovengebiet, in dem viele Seevögel wie Fischadler, Reiher, Seeschwalben und Möwen leben. Somit ist es der perfekte Platz zum Tauchen, für Vogelbeobachtungen, zum Kitesurfen oder einfach zum Entspannen an einem sehr abgelegenen und einzigartigen Ort.
Hier haben wir einige der schönsten Offshore-Riffe Süd-Ägyptens betaucht, wie „Maksour“, „Sataya“ (Dolphin Reef), „Shaab Malahi“, „Shaab Angel“ oder „Shaab Claudia“, allesamt mit einem tollen Meeresleben und riesigen Korallenformationen.
Shaab Angel besteht aus beeindruckenden Formationen massiver Porites-Blockkorallen, die wie eine Meeresfestung wirken, um der Kraft der Ozeane zu trotzen. Die Sicht beträgt hier sicherlich 40m und mehr, ein Hinweis auf eine moderate biologische Produktivität und dementsprechend waren nicht allzu viele Fische zu sehen.
Die Riffe „Daisy“ und „Shabrour“, die sich in Zone 1 des Tauchgebiets von Wadi Lahami befinden, sind wahre Perlen! Hier ist die Sichtweite im Vergleich zu diesen Offshore-Standorten deutlich geringer, aber die hohe Planktonverfügbarkeit führt auch zu einem unglaublichen Reichtum an Fischen und Korallen!
Riesige Schwärme von Fahnenbarschen, Fusilieren, Ährenfischen und auf der anderen Seite große Schulen von jagenden Stachelmakrelen, Barrakudas und Schnappern. Auch ein Weißspitzen-Riffhai (Trianodon obesus) schwamm ganz gemächlich vorbei, denn seine Zeit kommt abends, nach Sonnenuntergang. Es ist einfach beeindruckend, all diesen Reichtum zu sehen – was für ein Überfluss an Leben!
Auf der flachen Oberseite von Daisy, die eine Korallenabdeckung von mehr als 80% (!) aufweist, fanden wir auch den seltenen Rotkopf-Falterfisch (Chaetodon larvatus), der ausschließlich Acropora-Polypen frisst und nur an korallenreichen Riffen zu finden ist. Und auch den Harlekin Feilenfisch (Oxymonacanthus halli), der sich ebenfalls nur von Acropora ernährt. Beide Arten kommen nicht in Marsa Shagra oder Marsa Nakari vor.
In Wadi Lahami hatten wir auch einen tollen Fluoreszenz-Nachttauchgang. Mit Blaulicht und gelben Filtermasken – leuchten die meisten Korallen in Neongrün! Tatsächlich wird die Fluoreszenz durch bestimmte Pigmente verursacht, die die Koralle normalerweise (tagsüber) vor ultravioletter Strahlung schützen sollen. Dieses Fluoreszenz-Leuchten ist nicht zwischen allen Korallen gleich – einige erstrahlen heller als andere und manche leuchten nur sehr schwach. Wenn man die verschiedenen Korallengattungen unterscheiden kann, ist es interessant, die Intensität ihres Fluoreszenz-Glühens zu vergleichen.
Èric Jordà Molina, der derzeitige, europäische Rolex-Stipendiat der OUR WORLD-UNDERWATER SCHOLARSHIP SOCIETY (OWUSS), hatte das Glück, bei seinem letzten Nachttauchgang einem der vier ansässigen Dugongs von Wadi Lahami zu begegnen: „Plötzlich tauchte etwas Riesiges und Weißes aus der Dunkelheit auf!“ Eric nahm an dem Reef Check EcoDiver Kurs, den Surveys und Aktivitäten während dieser zwei Wochen entlang aller drei Villages von Red Sea Diving Safari teil, als Baustein seiner einjährigen Tauchausbildung, um Erfahrung in verschiedenen Bereichen und Ländern zu sammeln. Es war Èrics erstes Mal in Ägypten und so war er überwältigt von der Vielfalt und dem Reichtum des Lebens im wunderschönen Roten Meer.
Es war sehr interessant, diese engagierten Leute kennenzulernen und mit ihnen zu arbeiten, deren täglicher Job es ist, die Meeresschutzgebiete von Ägypten zu überwachen. Jeder hatte einen bestimmten Hintergrund, von Meeresbiologen, Geologen, Büroarbeitern bis hin zu Ingenieuren für das Installieren von Bojen für das Boots-Anlegesystem entlang der gesamten ägyptischen Küste. Als Ranger der Schutzgebiete des Roten Meeres führen sie im Rahmen ihrer regulären Arbeit verschiedene Monitoring-Methoden durch. Nun war es ihr Ziel, zertifizierte Reef Check EcoDiver zu werden, um mithilfe der Reef Check-Methode spezifische Daten über die Riffgesundheit und menschliche Auswirkungen zu sammeln und diese Ergebnisse an die internationale Datenbank von Reef Check senden, die öffentlich zugänglich ist unter http://data.reefcheck.us/
In diesem zweitägigen Kurs gingen wir im Schnelldurchgang durch die Artenidentifikation und Theorie und legten den Schwerpunkt auf das Erlernen und die korrekte Anwendung der Reef Check Methode. Und noch schneller – besonders nach jenem fabelhaften Beach-Exercise – wurden wir zu einem dynamischen Team und hatte jede Menge Spaß!
Dr. Ahmed M. Shawky, der zum dritten Mal an unseren Reef Check Aktivitäten teilnahm, hat den Kurs unterstützt und einige Präsentationen in arabischer Sprache gehalten. Ahmed hat auch den Trainerkurs absolviert und ist nun bereit, seine eigenen EcoDiver-Kurse durchzuführen, um mehr EcoDiver zu zertifizieren und um in Zukunft noch mehr Surveydaten zu sammeln!
Am nächsten Tag führten wir zwei komplette Surveys im Wadi Lahami Hausriff durch, eines an der exponierten Stelle des Saumriffs und eines im geschützten Bereich innerhalb der Lagune. Beim ersten Survey nahmen Eric und Rainer zusammen mit den Rangern teil, so dass wir 8 EcoDiver bei der Arbeit hatten, während Ahmed und Stephan beim Survey assistierten und dokumentierten.
Alles lief wie am Schnürchen und so konnten wir unser Ziel erfolgreich abschließen, fünf volle Surveys an verschiedenen Riffen durchzuführen.
Am letzten Abend hielt Dr. Ahmed M. Shawky eine tolle Präsentation über seine Forschung an den ägyptischen Dugongs im Zusammenhang mit seiner Doktorarbeit und er erklärte viele Details aus dem erstaunlichen Leben dieser sanften Meeressäuger. Wer weiß schon, was Dugongs den lieben langen Tag so machen? Wer´s wissen möchte, kann sich bei Ahmed’s erst kürzlich anerkanntem PADI Spezialkurs „Dugong Conservation Diver“ anmelden!
Eine wirklich fantastische zweiwöchige Reise durch alle drei Villages von RSDS ging nun dem Ende zu – mit vielen Eindrücken, Erlebnissen, Fotos und neuen Tauchfreunden.
Ein ganz großes Dankeschön nochmals an alle Beteiligten – es war eine Freude mit euch zusammen zu sein, und wir sehen uns hoffentlich im nächsten Jahr wieder für weitere Reef Check Surveys und Tauchabenteuer!
Für alle, die im nächsten Jahr bei unseren Reef Check-Aktivitäten teilnehmen möchten, werden wir die Kursdaten und Termine fürs nächste Jahr bald auf www.redsea-divingsafari.com und www.marinebiologyworkshops.com, sowie auf unseren Facebook-Seiten bekanntgeben.
Der EcoDiver-Kurs ist für alle Taucher mit einer guten Tarierung geeignet, und natürlich können die Kursteilnehmer oder auch bereits zertifizierte EcoDiver dan allen Surveys teilnehmen. Für weiter Informationen bitte einfach melden, bei Red Sea Diving Safari, Marine Biology Workshops oder bei einem der RSDS-Partner-Reiseveranstalter.