Vom 3.-8. Juli trafen sich Korallenriffwissenschaftler, Meeresbiologen, Riffmanager aus aller Welt in Bremen, zum 15. International Coral Reef Symposium (ICRS2022).
Zweimal musste die eigentlich für 2020 geplante Konferenz wegen einem gewissen fiesen, kleinen Virus verschoben werden, bzw. wurde behelfsweise nur virtuell durchgeführt.

Doch in 2022 konnte die ICRS schließlich „in-person“, aber auch online (also „hybrid“) im Bremen Exhibition &
Conference Center mit über 1100 Teilnehmern aus 80 Ländern erfolgreich durchgeführt werden.
Zu 15 verschiedenen Themengebieten stellten die angereisten – oder virtuell dazugeschalteten – Riffwissenschaftler ihre neuesten Forschungsergebnisse vor. Auch wir stellten unsere Erfahrungen und Ergebnisse im Riffmonitoring in Form einer Posterpräsentation vor: „13 years Reef Check Reef Monitoring at Red Sea Diving Safari, Egypt„.

Ein Schwerpunkt, der sich wie ein „schwarzer“ Faden durch viele Vorträge und Poster zog, ist zum einen der stattfindende Niedergang der weltweiten Korallenriffe, als auch Ansätze, den Korallen bei einer eventuellen Anpassung an höhere Ozeantemperaturen zu helfen, bzw. ein paar Jahre Zeit zu verschaffen.
Stichwort „Korallenbleichen“, „Ozeanversauerung“, „Klimakrise“, „Korallenriffkrise„, „Biodiversitätskrise“, „Ökosystemdegradation“, „Meeresschutzgebiete“, „Assisted Evolution“ oder „Reef Restoration“.
Die wertvolle Zeit wird zunehmend knapper und bei den Korallenriffwissenschaftlern besteht kein Zweifel daran, dass das Überleben dieser fantastischen, artenreichen, lebenswichtigen Ökosysteme davon abhängt, dass endlich wirksame Maßnahmen gegen die Klimakrise /-katastrophe umgesetzt werden.
Und als wäre die globale Erwärmung und Ozeanversauerung als direkter Folge der CO2-Emissionen nicht schon genug, kommen auf lokaler Ebene auch noch weitere menschliche Einflüsse wie Überfischung, Überdüngung, Verschmutzung, Lebensraumzerstörung… hinzu.

Die Korallenriffe sind nicht nur ungeheuer artenreiche, komplexe, fantastische Ökosysteme – sie sind auch in vielerlei Hinsicht lebenswichtig und aufgrund ihrer Ökosystemdienstleistungen von existentieller Bedeutung für die Menschheit!
Als Hotspot der Biodiversität und genetische Schatzkammer, Lebensraum und Kinderstube für unzählige Meereslebewesen, Küstenschutz, Kohlenstoff-Senke, Labor für neue Medikamente, und nicht zuletzt als Nahrungsquelle und Lebensgrundlage für mehrere hundert Millionen Menschen, die ganz unmittelbar und direkt von den Korallenriffen abhängig sind.
Der berühmte, bereits vor 20 Jahren verstorbene Ökologe Eugene P. Odum gab zu Bedenken:
„Alles in allem kann der Mensch vom Korallenriff viel lernen, über Recycling und die Kunst, in einer Welt mit knappen Ressourcen gut zu überleben – ein Hinweis darauf, eine bessere Symbiose mit den Pflanzen und Tieren, von denen wir abhängen, einzugehen.“

Wer mehr über die Korallenriffe lernen und einen Einblick in die aktuelle Korallenriffwissenschaft erhalten möchte, dem seien insbesondere diese hervorragenden Quellen ans Herz gelegt:

*ICRS Science to Policy Paper
*Sonderausgabe des ECO magazine zur ICRS
*Book of abstracts (>1100 Seiten)
*International Coral Reef Society (ICRS)

Als Teil des Rahmenprogramms wurde ein Fotowettbewerb zu den Korallenriffen durchgeführt, mit den Kategorien „Schönheit / Beauty“, „Wissenschaft / Science“ und „Gefährdungen / Threats“. Die 100 besten Bilder wurden im Haus der Wissenschaften in Bremen ausgestellt, um eben diese Facetten der Korallenriffe einem breiten Publikum vorzustellen.
Auch wir haben ein paar unserer „best-of“ Bilder zu den drei Kategorien eingereicht und prompt sogar den 3. Platz in der Kategorie „Threats“ gewonnen:

 

„Der Halsband-Anemonenfisch (Amphiprion perideraion) und die komplett gebleichte Prachtanemone (Radianthus magnifica) stehen sinnbildlich für die ungewisse Zukunft der Korallenriffe durch die globale Erwärmung und Ozeanversauerung.
Wird die Anemone aufgrund ihrer fehlenden Symbiosealgen verhungern und sterben? Werden die Anemonenfische „obdachlos“ und wegen ihres fehlenden Schutzes dann selbst gefressen werden??
Oder kann die Anemone sich übergangsweise auch mit Zooplankton ernähren und letztlich ihre Zooxanthellen zurückgewinnen und sich regenerieren?
Das Bild wurde aufgenommen im November 2017 auf Yap, am Ende des bisher schwersten und langanhaltensten globalen Korallenbleichen-Ereignis (GCBE 2014-2017).“

Ein großes Dankeschön an das Organizing Committee für ihren Einsatz, um diese internationale Konferenz vorzubereiten und durchzuführen!