im MANTA RAY BAY RESORT / YAP

Vom 27.10. bis 9.11.2019 wurden im Rahmen der zweiten MARINE BIOLOGY WEEKS wieder drei verschiedene meeresbiologische Workshops erfolgreich durchgeführt. Unsere „Basis“ war das Manta Ray Bay Resort mit dem Restaurantschiff „Mnuw“ und den Yap Divers, das mit seinen freundlichen und hilfsbereiten Mitarbeitern und einer hervorragenden Infrastruktur beste Bedingungen für die Workshops bot.

Auch an den „workshop-freien“ Tagen erkundeten wir die Insel, mit ihrer interessanten Geschichte und Kultur zwischen Mens´Houses, Steingeldbank und WW2- Relikten, besuchten das Dorf im Bezirk „Maap“ wo für uns ein traditionelles yapesisches Essen zubereitet wurde, suchten und fanden in zwei Blue Holes im Riffdach zahlreiche junge Napoleonlippfische und am Abreisetag durften wir dem traditionellen Bamboo-Dance im Dorf „Dachngar“ beiwohnen.

Während der beiden 3- und 2-tägigen Marine Biology Workshops „basic“ und „advanced“und dem 2-tägigen Korallen-Workshop hatten wir ein vielfältiges und spannendes Programm mit tollen Tauch- und Schnorchelgängen, Probenahmen und Mikroskopier-Sessions, Fisch- und Korallenbestimmung, Riffökologie und Mangroven-Erkundung.

Beim Marine Biology Workshop „basic“, befassten wir uns zunächst mit den verschiedenen Familien an Rifffischen, wie etwa den Falter- und Kaiserfischen, den Papagei- und Lippfischen, Kardinal- und Riffbarschen, Grundeln, Schleim- oder Kugelfischen. Bei der Fischbestimmung ist die Identifizierung der Familie anhand spezifischer Familien-Merkmalen erst einmal das Entscheidende. Dann erst sollte man zur Artbestimmung weitergehen. Auch die Lebensweise, wie und von was sie sich die Fische ernähren, die Schwimmweise, Tag- und Nachtaktivität, in welcher Riffzone sie leben, oder besondere Verhaltensweisen sind innerhalb einer Familie meist sehr ähnlich. Mithilfe der altbewährten „Fisch-Laminate“ erarbeiteten wir uns auf lebendige und unterhaltsame Weise einen Überblick über die mehr als 1000 in Mikronesien vorkommenden Rifffischarten, aus 88 Fischfamilien. Die Teilnehmer konnten sich hieraus alle Fischarten heraussuchen, welche ihnen während der Tauch- und Schnorchelgängen über den Weg geschwommen sind…

Probenahme und Untersuchung unter dem Mikroskop

Am zweiten Tag wurden Proben von Kleinlebewesen und Algen genommen, die auf dem Riffgestein, im Sand oder im Plankton leben. Anschließend war dann die Untersuchung unter dem Stereomikroskop angesagt.

Von den verschiedensten Algen, über kleine Einzeller, Krebstiere, Borstenwürmer, Schnecken und Schlangensterne, sowie deren Larven, welche sich im Plankton entwickeln – es war alles dabei. Es ist immer wieder faszinierend zu sehen, was da im Verborgenen so alles lebt und jede Probe ist einzigartig! Diese Kleinlebewesen sind es, wonach wir bei unseren Tauchgängen die verschiedensten Fische ständig suchen und picken sehen und welche die Grundlage für das Nahrungsnetz im Riff bilden.

Manta- und Hai-Special

Am dritten Tag stand das Manta- und Hai-Special auf dem Programm. Die majestätischen Riffmantas hatten wir an den Tauchplatz „Stammtisch“ bestellt, wo sie dann auch zuverlässig erschienen. An diesem Platz, innerhalb der Mi´l-Lagune, sind die Mantas fast immer anzutreffen, denn sie kommen nicht nur in die Lagune, um im planktonreichen Wasser zu fressen, sondern auch um eine Putzer-Station zu besuchen. Hier sorgen Putzer-Lippfische der Gattung Labroides dafür, ihre „Kunden“ von lästigen Hautparasiten oder Kiemenwürmern zu befreien. Hierbei handelt es sich um eine Symbiose-Beziehung, bei der beide Seiten einen Vorteil haben. Tatsächlich handelt es sich nicht nur um eine, sondern um drei verschiedene Arten von Putzerfischen, jede vermutlich mit einem bestimmten Spezialgebiet. Das volle Wellness-Programm für alle an dieser Dienstleistung interessierten Fische, vom Riffbarsch bis zum majestätischen Manta. Beim Tauchplatz „Vertigo“ konnten wir mit zahlreichen Haien interagieren. Während die Grauen Riffhaie eher im Blauwasser in etwa 20m Tiefe um uns herumschwammen und nach einiger Zeit wieder verschwanden, blieben die zahlreichen Schwarzspitzen-Riffhaie die ganze Zeit in unserer Nähe und waren eher im flachen Wasser über dem Riffdach unterwegs. Bemerkenswert fanden wir auch, wie eine junge Pilotmakrele stets einige Zentimeter VOR der Schnauzenspitze eines Hais schwamm und dabei wirklich jede Wendung exakt mitmachte und praktisch „vorhersah“. Es machte den Anschein, als ob beide Lebewesen durch ein unsichtbares Band miteinander verbunden seien.

Mandarinfisch-Balz am Rainbow-Reef

Am Abend fuhren wir kurz vor Sonnenuntergang zu dem tief innerhalb der Lagune gelegenen „Rainbow Reef“, um die dort lebenden Mandarinfische bei der Balz zu beobachten. Jeden Tag führen Männchen und Weibchen kurz vor Anbruch der Nacht einen bezaubernden Paarungstanz auf, um schließlich im freien Wasser abzulaichen.

Bei den abendlichen Vorträgen auf dem Deck des urigen Restaurantschiffs „Mnuw“ ging es bei dem Vortrag „Ökosystem Korallenriff“ um die Grundlagen und ökologischen Zusammenhänge im Riff, während bei „Reise ins Meer“ die heutigen Bedrohungen der Korallenriffe und Umweltschutz im Mittelpunkt standen.

Ausflug in die Mangroven

Nach diesem ersten Workshop rund um die Korallenriff-Ökologie, machten wir eine Exkursion in die Mangroven. Zuerst ruderten wir im Kajak durch ein dichtbewachsenes Mangrovengebiet im Bezirk Tamil, wo uns sogleich eine große Landkrabbe begrüßte.
Doch dann wollten wir diesen faszinierenden Lebensraum auch unter Wasser erkunden und gingen mit Schnorchelausrüstung ins Wasser.
Den Mangroven wird allgemein nicht nur eine wichtige Bedeutung für den Küstenschutz vor Erosion, Tsunamis und Sturmwellen nachgesagt, sondern auch als Kinderstube für die angrenzenden Riffe.

Doch welch ein Taucher oder Schnorchler geht denn einmal hier ins Wasser? Bei einlaufendem Hochwasser war die Sichtweite mit ca. 5-6m ausgesprochen gut und wir haben hautnah erlebt und gesehen, worin die große Bedeutung der Mangroven für die Riffe besteht:
Neben den spezifischen Mangrovenbewohnern, wie Schützenfischen, Halbschnäblern, Kardinalbarschen, Mangrovenkrabben, Schnecken und Seescheiden leben hier im Dickicht der Stelzwurzeln unzählige Jungfische der verschiedensten Rifffische, u.a., Doktor-, Falter- und Drückerfische, sowie jagende Schnapper und Stachelmakrelen. Ein großer Teil des Lebens findet allerdings verborgen im Sediment statt – Krabben, Schnecken und andere Wirbellose – ihre Präsens war für uns nur durch die zahlreichen Löcher im Schlamm erkenntlich. Überall auf dem Boden liegen Mangrovenblätter in verschiedenen Stadien der Zersetzung. Die Bakterien und Mikroorganismen, die diese Blätter als konstante Nahrungsquelle nutzen, stellen ihrerseits Nahrung dar für die verschiedensten Filtrierer, Schwämme und Seescheiden, Muscheln und Röhrenwürmer, bis hin zu den wenigen Korallenarten, die auch bis in die Mangrovenzone vorkommen.
Diese hier lebenden, äußerst robusten Korallen haben verschiedene Anpassungen entwickelt, an Temperatur- und Salinitätsschwankungen, und um sich vor Sedimenten zu schützen.

Gleich am nächsten Tag begann der 2-tägige Marine Biology Workshop „advanced“, bei dem wir die Erkenntnisse aus dem „basic“ workshop weiter vertieften und uns mithilfe von fishbase weiter mit den Fischen beschäftigten. Nun allerdings auch auf Artebene, mit dem Ziel, eine Liste über die um Yap vorkommenden Fischarten zu erstellen. Im Internet gibt es verschiedene, frei zugängliche zoologische Datenbanken, in denen man praktisch jede erdenkliche Information finden kann, die einen interessiert – man muss nur wissen wo, wie und wonach man sucht. Am Abend gab es als Resümee noch einen Vortrag zu den „Fischen des Indopazifiks“. Unsere Tauch- und Schnorchelgänge führten uns am ersten Tag zu den „Yap Caverns“ und zur „Lionfish Wall“ ans Aussenriff an der Südspitze von Yap. 2 Schildkröten und 3 Riffhaie kreuzten unseres Weges – eigentlich nichts Ungewöhnliches während eines Tauchgangs auf Yap.
Am zweiten Tag ging es wieder in die Lagunen im Goofnuw- und Mi´l Channel. Auch hier sammelten wir wieder Proben zur Untersuchung unter dem Stereomikroskop. Diesmal bestimmten wir die Wirbellosen so genau wie möglich, erstellten ein Probenahme-Protokoll und fertigten eine zoologische Zeichnung an. Beim Nacht-Tauchgang beobachteten wir die verschiedenen Wirbellosen Tiere, die tagsüber in den Spalten im Riff versteckt sind, darunter eine kapitale Languste und auch einen Dornenkronen-Seestern. Die farbenfrohen Papageifische schlafen in ihrem Schleimkokon wie verzauberte Prinzessinnen im Riff.

Am Tag der Landtour blieben wir ausnahmsweise einmal trocken – denn auch auf der Insel gibt es viele spannende Dinge zu sehen. Da wären einmal die traditionellen mikronesischen „Mens´Houses“ – das sind Orte der Zusammenkunft, wo wichtige Gespräche geführt und Entscheidungen getroffen werden.
Charly, der uns über die Insel führte, erklärte, dass die einzelnen Bauelemente aus verschiedenen Holzarten angefertigt werden, je nachdem, welche Holzart für die Verwendung und Art der Beanspruchung am besten passt. Eine yapesische Besonderheit ist das sogenannte „Steingeld“ – das sind große, runde Steinscheiben mit einem mittigen Loch. Ihr besonderer Wert in früheren Jahrhunderten lag darin begründet, dass dieser Kalkstein nicht auf Yap vorkommt, sondern dass die Scheiben unter großen Mühen und Risiken per Segelschiff vom 440km entfernten Palau transportiert werden mussten. Neben einheimischen Tierarten, etwa einer Eidechse, die gerade eine Raupe verschlang, sahen wir auch wie die wichtigsten Nutzpflanzen im gemischten, sogenannten „Agro-Forest“ angebaut werden: „Taro-Patches“ in sumpfigem Gebiet, dazwischen Kokos- und Bananenpalmen. Und natürlich die heißbegehrte Betelnuss, die so gut wie jeder echte Yapese zufrieden in der Backentasche kaut. Dazu noch etwas Betelpfeffer (Piper betle) und eine Prise Löschkalk (CaOH2) – und der Tag kann beginnen! Die einzelnen Ortschaften auf Yap sind über Steinwege miteinander verbunden.
Im 2. WK tobte der erbitterte Seekrieg zwischen Japan und den USA auch um die Insel Yap. Verschiedene abgestürzte Flugzeuge, Geschütze und andere Relikte sind auf der Insel verteilt und mit Infotafeln versehen.

Beim 2-tägigen Korallen-Workshop beschäftigen wir uns intensiv mit der Biologie der Erbauer der Riffe, ihren verschiedenen Wuchsformen und der Identifizierung der wichtigsten Gattungen. Mit dem Werkzeug für die Korallenbestimmung, dem Indopacific Coral Finder, wird zunächst nach der äußeren Erscheinungsform geschaut, ob die Korallen ast- oder säulenförmig, massiv, Platten- oder krustenförmig wachsen, oder als freilebende Einzelpolypen vorkommen. (branching, meandering ridges & valleys, massive or thick colonies, thin plates & crusts, solitary or free-living, large, daytime expanded polyps, columns, blue, fire, organ pipe, lace corals). Nach den Einführungspräsentationen ging es dann ins Riff und zwar mit dem wasserfesten Coral Finder zur praktischen Korallenidentifizierung vor Ort. Günther, dem anfangs beim Thema Korallenbestimmung kurz Zweifel kamen, zog mit seinem Coral Finder zielstrebig durchs Riff, um eine Koralle nach der anderen zu bestimmen. Was für ein Erfolgserlebnis! So schwierig ist es nämlich gar nicht.
Eine Vielzahl verschiedener Gattungen fanden wir in den Lagunen-Tauchplätzen Mi ´l Channel, Hide&Seek und Circus wreck, an Yellow Wall und Magic Kingdom am Aussenriff an der Westseite und bei End of the Land an der rauhen Ostseite.

Bamboo Dance in Dachngar

Am Abreisetag erwartete uns dann das kulturelle Highlight dieser Reise:
Wir durften dem traditionellen Bamboo-Dance im Dorf „Dachngar“ beiwohnen. Etwa 20 Tänzerinnen und Tänzer hatten sich schon zuvor -bekleidet- und aufwändig geschmückt – bemalt. Bei der kurzen Begrüßung wurde von einem Dorfälteren erläutert, dass jeder Dance eine bestimmte Überlieferung aus der Vergangenheit der Dorfgemeinschaft – also eine Geschichte – tänzerisch darstellt. Er selbst nahm nicht teil – dieser sehr dynamische und sicherlich recht anstrengende Tanz war der jüngeren Generation vorbehalten. Die sich in einer Reihe gegenüberstehenden Tanzpaare führten nicht nur einen genau eingeübten Bewegungsablauf mit den knapp meterlangen Bambusstöcken aus, sie sangen während des Tanzes auch aus voller Brust und erzählten hiermit die Geschichte.
Es ist toll zu sehen, wie die Yapesen mit großem Stolz ihre kulturellen Wurzeln bewahren und regelmäßig diese Tänze praktizieren und diese somit von Generation zu Generation weitergeben.