GREEN CORALS auf der Messe boot bei der love-your-ocean Initiative, organisiert von der Deutschen Meeresstiftung, mit vielen interessanten Akteuren aus Meeresschutz und Wissenschaft. Nach erfolgreicher Überführung und Aufbau der Aquarienanlage machen nun einige unserer schönsten GREEN CORALS für 10 Tage Urlaub in Düsseldorf – als Botschafter für die Korallenriffe!
Es gibt eine bunte Vielfalt an Aktivitäten – boot4school, das Ocean Forum, Präsentationen und Workshops auf der Waterpixel Bühne, viele Informationen, tolle Einblicke in die Meeresforschung z.B. des GEOMAR, sowie Meeresschutzinitiativen, lebende Korallen und Meerestiere, Mikroskopie und Experimente rund um das Meer – hier kann man Wissenschaft hautnah erleben!
In einer Kurz-Präsentation „Sind die Korallenriffe noch zu retten?“ auf der Water Pixel Bühne und einem Impulsbeitrag beim Ocean Forum haben wir auf die Bedrohung der Korallenriffe durch die Klimakrise aufmerksam gemacht, die durch Meereserwärmung und Ozeanversauerung in ihrem gesamten Fortbestand als Ökosystem bedroht sind.
Sind die Korallenriffe noch zu retten?
Ein gerade zur boot fertiggestelltes Poster veranschaulicht die schrittweise Degradation der Korallenriffe.
Dies geschieht durch wiederholte Korallenbleichenereignisse und verstärkte Erosion. Das Endergebnis ist dann ein „2-dimensionales Felsküsten Ökosystem“, in dem es zwar immer noch Fische, Wirbellose und einzelne Korallen gibt, welches aber eine wesentlich geringere Artenvielfalt, Produktivität und ökologische Wertigkeit aufweist und die Ökosystemfunktionen eines Korallenriffs verloren hat.
Bei den Besuchern gibt es sehr viel Interesse, gute Gespräche und viele Fragen. Was es zum Beispiel praktisch bedeutet, wenn „Korallenriffe sterben“ und ob man etwas dagegen tun kann…
Ja, wir können die Korallenriffe noch retten, aber die Zeit drängt:
Die CO2-Emissionen müssen in den nächsten Jahren schnellstmöglich nach unten gehen und unsere Wirtschafts- und Lebensweise muss weg von den fossilen Energien und auf 100% Erneuerbare Energien umgestellt werden.
Es muss noch mehr Druck auf Politik und Wirtschaft gemacht werden, damit Deutschland seiner Verantwortung für das Pariser Klimaschutzabkommen und als führe dem Industrieland gerecht wird, damit die globale Erwärmung 1,5 Grad NICHT übersteigt. Jedes zehntel Grad zählt.
Die von der Wissenschaft gestützten Forderungen von FridaysForFutures sind ein gute Richtschnur, wie wir u.a. die Korallenriffe zumindest teilweise bewahren können!
Ein weiteres Poster gibt einen Einblick in die Reef Check Methode und in unser über 10-jähriges Riffmonitoring Programm mit dem Ökotourismus-Pionier Red Sea Diving Safari (RSDS) in Marsa Alam / Ägypten. Seit dem Jahre 2009 haben wir mit engagierten Teilnehmern jährlich Eco-Diver Kurse mit 5 Surveys (Riffuntersuchungen) an den wichtigsten Riffen von RSDS durchgeführt. Auf dem Poster wird dargestellt, wie der Kurs und die Surveys ablaufen, mit Überblick über die verschiedenen Reef Check Indikatoren, sowie welche Daten wir bisher erzielt haben und wofür diese Aktivitäten wichtig sind: „Wir denken, das ist ein Best-Practice Beispiel für einen nachhaltigen Öko-Tourismus, der die Riffe und natürlichen Ressourcen schützt, Daten über den Zustand der Riffe ermittelt, Bewusstsein schafft, sowie die einheimische Bevölkerung und Kultur unterstützt und den Menschen vor Ort eine nachhaltige Einkommensquelle bietet.“
Wir stellten auch unsere Meeresbiologie-Workshops vor, der nächste Termin ist der Coral Reef Workshop in Raja Ampat/Indonesien, 26. April bis 10. Mai 2020, und unsere Reef-Check-Kurse und Surveys in Marsa Alam/Ägypten, nächster Termin 3. bis 11. August 2021.
Statement Dipl.-biol. Stephan Moldzio zu den Auswirkungen der Klimakrise auf die Korallenriffe:
„Die Korallenriffe, eines der artenreichsten und komplexesten Ökosysteme der Erde, werden durch die Klimaerwärmung und Ozeanversauerung bereits in diesem Jahrhundert in ihrer Existenz in Frage gestellt. Schon bei der heutigen globalen Erwärmung von etwa 1°C erleben wir fortgesetztes, weltweites Korallenbleichen, eine dramatische Abnahme der Korallenbedeckung und einen Rückgang der Biodiversität.
Führende Korallenriffforscher gehen davon aus, dass schon bei einer globalen Erwärmung um 1,5°C, welche bis Mitte des Jahrhunderts erwartet wird, der durchschnittliche Korallenbedeckungsgrad um weitere 70-90% zurückgehen könnte. Bei 2°C über dem vorindustriellen Niveau wären es 99%, was einem totalen Verlust der tropischen Korallenriffe gleich käme. (IPCC SR1.5, 2018)
Durch die ebenfalls durch das CO2 hervorgerufene Ozeanversauerung, wird es kalkbildenden Lebewesen erschwert, ihre Skelette auf zubauen. Die Kalzifizierung sinkt, die Erosion steigt.
Die Meeresökosysteme verändern sich bereits. Auf dem Spiel steht der Niedergang oder gar Zusammenbruch ganzer Ökosysteme, wie z.B. der Korallenriffe.
Die Klimakrise bedeutet nichts weniger als die beschleunigte Destabilisierung des heutigen Klimasystems und aller Stoffkreisläufe, einschließlich des Systems der Ozeanströmungen.
Hinzu kommen unvorhersehbare Rückkopplungseffekte durch das Überschreiten zahlreicher „Kipppunkte“.
Eine beschleunigte globale Erwärmung an Land UND in den Ozeanen hätte vielfältigste Auswirkungen auf die Ökosysteme und natürlich auch auf die menschliche Gesellschaft.
Es ist tatsächlich so, dass „unser Haus brennt“ (Greta Thunberg) und wir schleunigst handeln müssen.
Seit Jahrzehnten zeigt die Wissenschaft die Zusammenhänge auf und mahnt entsprechende Maßnahmen an. Die gute Nachricht ist, dass alle wissenschaftlichen und technischen Voraussetzungen zur Lösung dieses Problems heute bereits vorhanden sind – sie müssen `nur´ schnell und beherzt umgesetzt werden.“