Vom 6.-12. September 2025 fand die Tauch-Safari „Nord & Tiran mit Meeresbiologie” auf dem Schiff „My Destiny“ statt.

Oberer Riffhang, Jackson Reef, Strasse von Tiran, Ägypten

Oberer Riffhang, Jackson Reef, Strasse von Tiran, Ägypten

Die Reise wurde begleitet von dem Meeresbiologen und Unterwasserfotografen Stephan Moldzio. Die Route führte ab Hurghada zu den spektakulärsten Tauchplätzen des nördlichen Roten Meeres bis hin zur Straße von Tiran. Auf dem Rückweg standen mehrere spannende Wracks auf dem Programm, so wie die weltberühmte Thistlegorm, oder die stark bewachsenen Wracks der „Carnatic“, der „Dunraven“ und der „Kingston“.

Die Anreise verlief für alle Teilnehmer reibungslos: Visum und Transfer zum Schiff waren bestens organisiert. Bei dem gemeinsamen Abendessen in Hurghada vor Beginn der Reise konnten sich die Teilnehmer schon ein wenig kennenlernen.

Das Schiff und die Crew

  • Captain My Destiny Liveaboard

Die MY DESTINY ist ein modernes, komfortables Stahlschiff, Baujahr 2023 und verfügt über eine umfangreiche Sicherheits- und Notfallausstattung: Dazu zählen moderne Navigations- und Kommunikationssysteme (GPS, Radar, Echolot, Satellitentelefon, ENOS-Notrufsystem), wie auch zwei Speedboote, Rettungsinseln, Schwimmwesten, Feuerlöscher und Rauchmelder auf jedem Deck. Für die Taucher steht standardmäßig Nitrox, als auch Pressluft zur Verfügung. Selbstverständlich gibt es Sauerstoff, Defibrillator und Erste-Hilfe-Sets speziell für Tauchunfälle.
Die beiden erfahrenen Guides, Mustafa und Said, gaben kurze, präzise Briefings und führten die Gruppe bei den Tauchgängen souverän. Sie führten die Reise und hielten auch den Kontakt zum Kapitän, um mit ihm die konkrete Route und Tauchplätze entsprechend der äußeren Bedingungen anzupassen.
Kapitän und die Schiffsbesatzung navigierten uns sicher zu den Tauchplätzen. Das Küchenteam zauberte dreimal am Tag leckeres, gesundes Essen auf den Tisch – die ganze Crew war freundlich und hilfsbereit und sorgte für eine nette, angenehme Atmosphäre an Bord.

Die Teilnehmer

Wir waren eine bunt gemischte Gruppe von Tauchern, von Jung bis alt, Familien, Tauchfreunde und Alleinreisende. Die meisten Teilnehmer kamen aus der Schweiz, einige aus Deutschland, plus unsere beiden ägyptischen Guides, Mustafa und Said. 
Die Taucher wurden in zwei übersichtliche Gruppen zu Sieben bzw. Acht aufgeteilt.
Mustafa und Said hatten immer den kompletten Überblick und es ging niemand „verloren“😊
Besonders hervorzuheben sind hier die drei Tauchgängen am und im Wrack der SS Thistlegorm, welches wir systematisch penetrierten und fotografisch dokumentierten.

Mit auf der Reise war auch Julia von Dive Sticker. Sie hatte allen Teilnehmern der Reise freundlicherweise ein Sticker-Set „Rotes Meer“ zur Verfügung gestellt. Die Idee von Dive Sticker ist, daß man nach seinem Tauchgang die beobachteten Meerestiere als kleinen Aufkleber in sein Logbuch kleben kann. So ist man herausgefordert, sich noch intensiver mit der Artbestimmung beschäftigen und hat obendrein auch noch ein schönes Logbuch.
Julia und Stephan hatten zuvor bereits bei der Erstellung des Sticker Sets „Rotes Meer“ zusammengearbeitet.  Stephan hatte viele Fotos zu den insgesamt 288 Stickern zu Fischen, Wirbeltieren, Wirbellosen, Korallen und Pflanzen beigetragen und die Auswahl der häufigsten Arten mit korrekter Artbestimmung getroffen.

Meeresbiologie hautnah

Zu Beginn der Reise stellte der Meeresbiologe Stephan Moldzio das geplante Programm der Gruppe vor. Neben den abendlichen Vorträgen stand er den Teilnehmern jederzeit für Fragen zur Verfügung – ob beim Frühstück, Mittag- oder Abendessen, oder zwischen den Tauchgängen im Salon. Die Gäste durften und sollten ihm ausdrücklich „Löcher in den Bauch“ fragen zu den verschiedensten Themen, wie Fische, Wirbellose und Korallen, Korallenriffökologie, zu interessanten Zusammenhängen und Interaktionen, zum Phänomen des Korallenbleichens und dem Zustand der weltweiten Korallenriffe, oder auch Tips zur UW-Fotografie.

  • Präsentation Fische des Roten Meeres
  • Präsentation Korallen -Baumeister der Riffe
  • Präsentation Korallenriff Ökosysteme
  • Illustration Korallenbleichen

Unterwasserfotografie 

Stephan hatte neben seiner Tauchausrüstung auch noch Mikroskop & Zubehör zur Probenahme, Bestimmungsliteratur, Notebook, sowie zwei Unterwasserkameras mit im Gepäck.
Mit diversen Objektiven von Makro bis Fisheye, Ports, Blitzen und Lampen war er gut ausgerüstet für die professionelle Dokumentation der Unterwasserwelt.
Als Ergebnis erhielten die Teilnehmer ein paar Wochen nach der Reise Stephans´best-of-Fotos, sowie UW-Fotos von ihnen selbst – eine tolle Erinnerung an diese schöne Tauchreise.

Abendliche Vorträge & Quiz

An den Abenden, wenn das Schiff vor Anker lag, fanden spannende Vorträge zu verschiedenen Themen statt:

  • Vielfalt im Ökosystem Korallenriff
  • Die Korallenriff-Fische des Roten Meeres
  • Die Baumeister der Korallenriffe
  • Themenschwerpunkt Korallenbleichen: Ursachen, Mechanismen, Identifizierung und Erholungschancen
  • Fisch-Quiz mit attraktiven Preisen

Die Präsentationen boten eine gute Gelegenheit, die Tauchgänge des Tages noch einmal Revue passieren zu lassen, Fragen zu stellen, Wissen zu vertiefen und sich auszutauschen. Hiernach konnte man wunderbar schlafen und sich auf die Tauchgänge am nächsten Tag freuen.

Die Welt im Mikrokosmos erforschen

Ein erstes Highlight war die Mikroskopie-Session am zweiten Tag: Während des Tauchgangs an dem Wrack der „Dun Raven“ nahm Stephan Sand- und Korallenbruchproben und bereitete diese für die Untersuchung am Nachmittag vor. In kleinen Gruppen konnten die Gäste selbst Mikroskopieren und Fragen stellen zum faszinierenden Mikrokosmos im Korallenriff:
Angefangen von den verschiedensten Algen, über einzellige Foraminiferen und Würmer, bis hin zu winzigen Krebstieren und Schnecken. Sie sind die Basis und Nahrungsgrundlage für die unzähligen größeren Meereslebewesen, die wir bei unseren Tauchgängen bewundern.

Die Route: Nord & Tiran – Top-Tauchplätze & intakte Riffe

Die sorgfältig geplante Route führte uns zu einigen der besten Tauchplätze des Roten Meeres.
Besonders beeindruckend waren die intakten Riffe mit hohem Korallenbedeckungsgrad, zahlreichen Tischkorallen, Gorgonien und einer enormen Artenvielfalt. Aber auch die vier Wracks, die wir betauchten, waren echte Höhepunkte dieser Reise.

Die Korallenriffe im Ras Mohamed Nationalpark

Die Korallenriffe hier sind außerordentlich intakt, die beiden Riffe „Shark Reef“ und „Youlanda Reef“ zählen zu den besten Tauchplätzen der Welt.
Die Steilwände fallen auf bis zu 800 Meter ab, starke Strömungen bringen Nährstoffe und sorgen für einen hohem Korallenbedeckungsgrad, mit vielen Weich- und Hornkorallen, Schwämme, Seescheiden und andere Filtrierer. Im Flachwasser gedeihen viele große Acropora-Tischkorallen.
Die Artenvielfalt ist enorm und auch der Fischreichtum.
Diesen Plätzen haben die heißen Jahre 2023 und 2024, in denen es weltweit und auch im Roten Meer zu weitläufigem Korallenbleichen gekommen ist, anscheinend nichts ausgemacht. Der Grund dafür sind wahrscheinlich die Strömungsverhältnisse, die kälteres Wasser aus der Tiefe nach oben bringen.

Die Korallenriffe in der Strasse von Tiran

Auch bei den vier Tiran-Riffen spielen die Strömungsverhältnisse wohl eine entscheidende Rolle für den guten Zustand der Riffe: Hoher Korallenbedeckungsgrad, viele Gorgonien und Filtrierer, hoher Fischreichtum und hohe Biodiversität. Die Strömung, verbunden mit dem Nahrungsreichtum zieht auch Haie und andere Großfische an. Den ersten Tauchgang und den Nachttauchgang machte wir am „Gordon Reef“.
Vereinzelt liegen hier Ladungsstücke des 1981 auf das Gordon Reef aufgelaufene Frachter „Loullia“ herum. Das stark verrostete Wrack liegt immer noch auf dem Riffdach auf. Auch am Thomas Reef und am Jackson Reef treffen wir auf üppige Weichkorallen und riesige Seefächer (Anella mollis) im tieferen Bereich und dichten Steinkorallenbewuchs und ausladende Tischkorallen (Acropora sp.) im lichtdurchfluteten flacheren Bereich des Riffs.

Fische

Der endemische Rotmeer Anemonenfisch (Amphiprion bicinctus) lebt mit verschiedenen Anemonenarten z.B. Entacmaea quadricolor zusammen in Symbiose. Oft zusammen mit juvenilen Dreipunkt-Preussenfischen (Dascyllus trimaculatus). Die Familie der Riffbarsche (Pomacentridae) ist noch mit zahlreichen anderen Arten vertreten. In einem intakten Korallenriff leben auch viele Arten an Falterfischen, wie der ebenfalls im Roten Meer endemische Rotfleckfalterfisch (Chaetodon paucifasciatus). Sie sind oft Nahrungsspezialisten und ernähren sich von Kleinlebewesen zwischen den Korallen und von den Korallenpolypen selbst.
Die Kaiserfische (Pomacanthidae) sind an ihrem Dorn hinter dem Kiemendeckel zu erkennen. Das trifft sowohl auf die Großkaiserfische (Pomacanthus spp., Pygoplithes diacanthus), als auch auf die Zwergkaiserfische (Centropyge spp.) und die im freien Wasser schwimmenden Lyrakaiserfische (Genicanthus spp.) zu.
Bei praktisch jedem Tauchgang treffen wie die Riesenmuräne (Gymnothorax javanicus) an, aber dem mit Abstand mächtigsten Exemplar begegnen wir beim Tauchplatz Umm Gammar, wo wir am Vorabend auch den Nacht-Tauchgang gemacht hatten.

Korallen – Die Baumeister der Riffe

Die Steinkorallen (Scleractinia) sind die maßgeblichen Erbauer der Korallenriffe – sie erschaffen praktisch ihren eigenen Lebensraum. Die sogenannten „Regenwälder der Meere“ beherbergen eine schier unfassbare Artenvielfalt der verschiedensten Lebensformen.
Auch die Korallen selbst sind außerordentlich vielgestaltig und artenreich in den Riffen des Roten Meeres vertreten. Es gibt die verschiedensten Wuchformen von massiv über krustenförmig bis platten- und astförmig. Die Steinkorallen sind mithilfe ihrer symbiotischen Algen (Zooxanthellen), welche in ihrem Gewebe leben, an extrem nährstoffarme Verhältnisse angepasst. Diese Nesseltiere betreiben mit den Zooxanthellen ein ganz besonders kurzgeschlossenes Nährstoff-Recycling: Die Alge stellt der Koralle Zucker und organische Substanzen zur Verfügung, während sie von der Koralle die kostbaren anorganischen Nährstoffe  beziehen. 
Diese Partnerschaft ermöglicht ihnen hohe Wachstumsraten und Konkurrenzfähigkeit gegenüber den Makroalgen.
Wer mehr über diese faszinierende Tiergruppe erfahren möchte, dem seien wärmstens unsere meeresbiologischen Workshops und Reef Check Kurse empfohlen.

Vielfalt der wirbellosen Tiere

So richtig spannend wird es ja dann in der Welt der Wirbellosen. Die verschiedensten Lebensformen aus zahlreichen unterschiedlichen Tiergruppen:
Krebstiere, Mollusken, Stachelhäuter, Borstenwürmer, Quallen und Hydrozoen, Schwämme… um nur einige von ihnen zu nennen.
Angesicht dieser Vielfalt wird man daran erinnert: Das Leben ist im Meer entstanden. 
Besonders skurril ist das nachtaktive Gorgonenhaupt (Astroboa nuda), welches zu den Schlangensternen gehört. Tagsüber ist es in den Spalten des Riffes verborgen und kommt erst bei Nacht heraus, um sich fächerartig auszubreiten und Plankton zu fangen. Es ist sehr lichtempfindlich und zieht sich sofort langsam zurück, wenn man es mit einer (normalen) Tauchlampe anleuchtet. Aber Rotes Licht nimmt es nicht wahr – mit einer Rotlicht-Lampe kann man es beim Nacht-Tauchgang also ungestört beobachten.

Spannende Tauchgänge an verschiedenen Wracks

Nach tollen Tauchgängen an intakten Riffen zwischen Ras Mohammed und Tiran geht es wieder auf die Rückfahrt nach Hurghada.
Doch auch hier erwarten uns weitere Highlights – spannende Wrack-Tauchgänge an den Wracks der Kingston, Carnatic, Dunraven und der legendären Thistlegorm, einem der bekanntesten Wracks weltweit.
Hier sind einige Bilder und Fakten: 

Das Wrack der Kingston bei Shag Rock

Das „Kingston“ Wrack am Shag Rock

Das „Kingston“ Wrack war ein englisches Frachtschiff, welches 1881 am Riff „Shag Rock“ gesunken ist. Es liegt sehr flach in nur 4 bis 17m Tiefe und ist schon stark verfallen. Bemerkenswert sind die vielen großen Acropora-Tischkorallen am Wrack und der Umgebung. An den abgeschatteten Bereichen wachsen aber auch zahlreiche Seefächer und Schwarze Korallen.

Das Wrack der Carnatic

Das „Carnatic“ Wrack

Die Carnatic war ein englischer Dampfer, gesunken 1869 bei Shaʿb Abu Nuhas. Das Wrack liegt mit Bug und Heck zwischen 18 und 27 m und ist schon stark verfallen. Die hölzernen Aufbauten sind verrottet. Dafür ist es über und über mit Hart- und Weichkorallen bewachsen.
Spektakulär sind auch die stark mit farbigen, azooxanthellaten Weichkorallen bewachsenen Schiffsspanten, was dem Wrack einen „Skelett-Look“ verleiht.

Die Dunraven

Das Wrack der „Dunraven“

Der 85 m lange britische Frachter „Dunraven“ war auf dem Weg von Bombay nach Newcastle und hatte Baumwolle, Holz und Gewürze geladen, als er im Jahr 1876 auf ein Riff lief und sank. Heute liegt das Wrack kopfüber in 15–30 Metern Tiefe und ist stark mit Korallen bewachsen. Im Inneren leben zahlreiche Glas- und Soldatenfische, aber auch Zackenbarsche, Muränen und Rotfeuerfische.

Das weltberühmte Wrack der Thistlegorm

Das Wrack der Thistlegorm:

Die Thistlegorm ist das berühmteste Wrack des Roten Meeres – ein britischer Frachter, der Kriegsmaterial transportierte und 1941 versenkt wurde.
Man kann einfach und sicher durch die verschiedenen Decks und Laderäume tauchen und dabei die Dutzenden Motorräder, LKWs, Panzer, Eisenbahnwaggons und Lokomotiven, Granaten und Gewehre sowie weiteres Material erkunden. Im Wrack und zwischen dem Kriegsmaterial hat eine Fülle von Meerestieren einen Lebensraum gefunden: Hier leben große Schulen von Beilfischen und – ironischerweise – von den sogenannten Soldatenfischen (Myripristidae). Es ist, als ob die Zeit stehen geblieben wäre: Inmitten dieses anmutigen, friedlichen Meereslebens – erscheint die Materialschlacht und Verbissenheit eines lange vergangenen Krieges irgendwie unwirklich und geradezu absurd.

 

 

 

 

Vielen Dank an die ganze Crew der My Destiny – wir sehen uns sicher im nächsten Jahr wieder!